Spiderman - nur ein Marvel Comic?

17.11.13

Das Genre der Comics kennt viele Helden und noch mehr bebilderte Geschichten über gute und böse Vorbilder mit Superkräften. Aber es sei jeder gewarnt,  zu denken, sie oder er könne selber solche Superkräfte entwickeln, denn es sind schon Kinder zu Tode gekommen, die geglaubt haben, sie könnten, wie die Spinne, die Wände herauf und herunter klettern, oder einen Abgrund überspringen. 
Wer Spaß daran hat, sich mit der Spinne, also Marvels Spiderman, auseinander zusetzen und die Filme gerne anschaut, sollte dies mit  Respekt tun und sich möglichst in Form einer Auseinandersetzung mit den hintergründigen Taten und Bemerkungen des  Wandkrabblers an die Geschichten annähern, die sich um Spiderman ranken.

Mein Großvater zum Beispiel hatte mir die Heftchen wütend verboten und hätte sie zerrissen und verbrannt, wenn er sie in die Finger bekommen hätte. Er war dagegen, dass Kinder sich mit einem solchen Unsinn den Kopf und das Hirn durcheinander bringen. Eine Folge daraus war, dass ich mir die Hefte heimlich besorgte und versteckte. 

Als meine Mutter dieses Versteck zufällig entdeckte, gab es großen Ärger und sie zwang mich, meine Sammlung zu verschenken, die heute einen Wert von mehreren hundert Euro gehabt haben würde.

Die Spinne ist eben auch ein Sammelobjekt und damit eine Anlage mit Chancen auf Wertsteigerung, doch nur dann, wenn sich jemand findet, der die Comics in seinen Besitz bringen möchte und so einer war der Junge aus meiner Nachbarschaft.

Damals war ich sogar dem Nachbarjungen böse, zumal er mir keine der verschenkten Seiten wiedergeben wollte, aber mittlerweile habe ich verstanden, dass er nichts dafür konnte. Noch heute bin meiner Mutter Übellaunig gesinnt, wenn ich an dieses Vorkommnis denke. 

Es hat mich viel Zeit und Geld gekostet, wieder eine Sammlung aufzubauen, nachdem ich aus dem elterlichen Hause ausgezogen war.

 

Peter Parker wurde also zu einem Idol. 

Dies klingt seltsam wenn man sich vor Augen führt, dass es in den Geschichten immer wieder darum geht, dass Parker doch eigentlich ein  Versager ist. Ein Typ, der dauernd Fehler macht und sich seiner Liebe zu den Frauen nie ganz sicher scheint.

Einzig seine Feinde bekämpfte er mutig, doch nur in der Gestalt einer menschlichen Spinne mit Superkräften und dann auch nur in einem hautengen Kostüm, in dem er unerkannt bleiben konnte.

Wer sich mit der Entstehungsgeschichte der Comics auseinander gesetzt hat, weiß, dass diese früher als Nebenprodukt in den Zeitungen veröffentlicht wurden. Kurze Storys, die den Leser von den ernsten Nachrichten einer Zeitung ablenken sollten.

Wenn man davon ausgeht, dass ein Journalist einer Zeitung diese Spinnenzeichnungen und Geschichten erstellt hat, kommt man schnell zu dem Schluss, dass er besonderes Vergnügen daran gefunden haben muss, sich und seine Umwelt in einer solch witzigen Darstellung zu veröffentlichen, zumal die Comic-Stripes sich immer größerer Beliebtheit unter den Zeitungslesern erfreuten. Wen wundert es da, dass der Zeichner den Helden selber als einen Fotoreporter einer Zeitung darstellt, der Geldprobleme hat uns sich nur mühsam über Wasser halten kann.  Die Leser der Zeitung mussten den Eindruck gewinnen, hier schreibt ein Journalist über seine eigene Arbeit in einer Form, wie sie es bislang noch nicht erlebt hatten.

Klar, dass dies dem Verleger und Boss nicht immer ganz recht war, denn die  zur Schaustellung des internen Betriebes einer Redaktion ist nicht unbedingt förderlich für die eigene Karriere. 

Man darf annehmen, dass der Schreiber nach den ersten Veröffentlichungen einen Dämpfer erhalten haben wird. Die Comic-Stripes sollten auch wieder abgesetzt werden, aber häufige Nachfragen der Leser und Leserinnen machten die Redaktionsleitung darauf aufmerksam, dass es einen Bedarf an der, damals noch schwarz-weiß ausgeführten, Bildergeschichte gab. Einige Leser kauften die Zeitung gar nur, um die Fortsetzung des Stripes zu lesen und drohten damit, ihr Abonnement zu kündigen, wenn diese nicht fortgeführt würden.

Der Schreiber der Stripes wurde gebeten, die Serie wieder aufzunehmen, hatte aber unter seinen Kollegen fortan den Ruf eine kindliche und sogar krankhafte Phantasie zu entwickeln.

Für einen erwachsenen Mann, der sich ernsthaft mit seiner Arbeit als Mitarbeiter einer Zeitung auseinandersetzen wollte und infolge seiner "Auswüchse" um seinen Ruf als Journalist fürchten musste, war dies eine ernüchternde und niederschmetternde Feststellung. Man würde ihn nur noch für die Stripes heranziehen und die machten mehr Arbeit als ein journalistischer Report, würden aber geringer entlohnt werden. Ein Grund um seine Existenz zu fürchten.

In dieser Situation einen Arzt aufzusuchen erscheint nur logisch. 

Der Doktor wird mit dem Patienten die Ursachen erforscht haben und die Diagnose kann in diesem Fall eigentlich nur auf eine, mehr oder weniger, ausgeprägte Schizophrenie verweisen.

Nun kann der Patient dieser Aussage nichts Positives abgewinnen. Sein Ruf wird mehr belastet, als wiederhergestellt, sein Honorar wird nicht erhöht und seine Psyche ist lediglich um eine Erkenntnis reicher. 

Eine wahrscheinliche Reaktion ist es, auch den Arzt als einen Gegner in seinen Comics darzustellen und ihm irgendwelche Superkräfte zu verleihen, die es zu bekämpfen gilt. Der Gewinn daraus ist eine Fortsetzung der Geschichten und die machen sich dann doch bezahlt.

Auf diese Weise kommt der ausgebuhte Schreiber zu mehr und mehr Superhelden und weiteren Geschichten. Die Leser honorieren die Arbeit und plötzlich wird aus der Erfindung eine eigene gewinnträchtige Angelegenheit.

Wie in vielen Fällen, wird der Erfinder nicht zum Eigentümer über seine Erfindung, weil er sie bereits mit Verträgen belegt, an einen Unternehmer gegeben hat. Die Zeitung behält die Rechte und wird zum Verleger einer neuen, selbständigen Sparte, des Comic, als buntem und spannendem Heft.

Es werden weitere Mitarbeiter mit der Aufgabe betraut, Superhelden zu generieren und aufregende Geschichten zu verfassen.

Dennoch ist im Fall der Spinne, oder des Spiderman, die Persönlichkeit erhalten geblieben. Eine Persönlichkeit des jungen Mannes, der verkannt und geächtet, als Fotoreporter sich selbst abbildet. 

 

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Autor:

Iren Buchdruck

Quelle

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Steffen Kaphahn