Gezielte Abzocke

27.01.14

Ich gehe an den Schalter des Straßenverkehrsamtes, um mir eine Marke zu ziehen. Dann setze ich mich und freue mich darüber, dass die Nummern auf dem elektronischen Display doch etwas zügiger zur nächsten Springen, als ich es von anderen Ämtern gewohnt bin.

Plötzlich fällt mir ein, dass ich meine Versicherungsbestätigung vergessen habe. Also nochmals los und die Doppelkarte vom Schreibtisch geholt.

Als ich wiederkomme, ist meine Nummer natürlich durch. Ich frage an der Information nach und der Herr steht auf und befragt alle Schalter, bei welchem Angestellten die Nummer 115 abgefragt wurde.

Dann kommt er wieder und erklärt, dass die Dame gerade den Schalter voll habe und ich doch bitte noch warten solle.

Zum Glück habe ich mir beim Reingehen noch eine zweite Nummer gezogen, denn das Versprechen, des Herren von der Information, ich würde über die 115 aufgerufen, bewahrheitet sich nicht.

Als ich auf den Schalter zugehe werde ich von einer dunkelhaarigen Frau grinsend auf Rumänisch angesprochen. Ich erkläre ihr, dass ich sie leider nicht verstehe. Darauf meint sie weiterlächelnd, dass ich eine Tasche mit den Farben der rumänischen Landesflagge bei mir trage. Ich schaue auf die Tasche, die es bei einem Baumarkt während der Europameisterschaft für den Kauf einer Heimwerkermaschine dazugab und erwidere: „Das ist doch Italienisch!“ Sie berichtigt mich und erklärt grienend, dass dies Rumänsich sei und die italienische Flagge sei in genau den umgekehrten Farben. Naja, denke ich, sie muss es ja wissen, denn sie spricht ihre Kunden gerne in fließendem Rumänisch an.

Freundlich gebe ich ihr also mein Anliegen bekannt. Sie meint darauf, dass sie meine Papiere benötige und noch bevor  ich die aus der Tasche ziehen kann, fragt sie mich ob sie mich verwirrt habe. Etwas irritiert erkläre ich: „Nein, möchten sie das denn?“

Sie lässt einen kurzen Moment das Lächeln fallen und verneint. Ich gebe ihr meine Dokumente und eine zweite Angestellte eilt hinzu um diese zu prüfen.

Die rumänisch sprechende Dame erklärt, dass sie meine Nummernschilder benötige. „Natürlich denke ich – dass war es. Die sind nämlich noch am Wagen."  Ich erkläre ihr also, dass sie schon einmal alles fertig machen möchte und ich gleich wieder mit den Nummernschilder rein komme. Ich sage ihr noch, dass ich bereits Nummernschilder von Ludwigsburg dabei habe und sie doch bitte prüfen möge, ob die Nummer noch frei ist. Ich lasse alles liegen und eile zum Wagen.

Ich schraube die Schilder ab, komme zurück an den Schalter und die Dame kratzt die Plaketten in einer schnellen Bewegung ab. Dann meint sie, dass die Nummer wohl noch frei sei, aber ob ich denn Saisonkennzeichen haben möchte. Ich verneine und stelle fest, dass die Nummerschilder, welche ich dabei hatte, mit einer Saisonbezeichnung versehen sind. Also doch nichts mit meinem Versuch ein wenig Geld zu sparen.

Lapidar frage ich noch, was denn ein Wunschkennzeichen koste, aber als ich höre, dass es 10.-€ sind, lehne ich ab. Sie gibt mir lächelnd ein Kennzeichen aus dem System und weist mich darauf hin, dass ich bitte an der Kasse bezahlen möchte und dann draußen ein Kennzeichen anfertigen lassen möchte. Sie fragt, ob ich denn den Weg kenne, aber ich weiß bereits wo die Schilder gefertigt werden.

Ich zahle an der gut gesicherten Kasse 36.-€ für die enorme Tätigkeit dieser Anstalt.

Draußen sehe ich drei Schildergeschäfte und man nimmt meine Quittung aus dem Straßenverkehrsamt entgegen. Die Frau fragt nach der Größe und als sie weiß, dass ich nur ganz normale längliche EU Schilder haben möchte sagt sie: „Das macht dann  35.-€“ Ich staune nicht schlecht und frage nach, ob die anderen Geschäfte denn den selben Preis verlangen. Sie beendet die begonnene Suche nach den Schilderrohlingen und sagt dass ich gerne nachfragen dürfe, aber die Kunden die dies gemacht haben seien alle wieder zurück gekommen und haben gemeint dass es dort genau so teuer sei. Den Spaß lasse ich mir nicht nehmen, denke ich und gehe nochmals hinaus, um im nächsten Laden zu fragen. Tatsächlich kosten auch hier die einfachen Blechschilder 35.-€.

Ich gehe zurück in den ersten Laden und erkläre der Verkäuferin, das sie Recht habe und ich nun doch bei ihr die Schilder machen lassen wolle.

Während sie die Rohlinge unter die Maschine legt sage ich, dass dies aber doch ziemlich teuer sei. Sie bejaht. Ich lasse nicht locker sondern meine, dass sie ja auch nur angestellt sei und frage darauf nach, ob dies tatsächlich so sei. Sie bejaht wieder. Dann sage ich, dass ihr Chef bei diesem Preis wohl eine große Jacht in Cannes liegen habe, die finanziert werden müsse. Sie erwidert nun, ich müsse bedenken, dass die Heizung des Ladens, die Maschinen und Miete auch viel Geld kosten würden. Ich erkläre, dass ich wohl wisse was eine Maschine koste und ebenfalls gut informiert sei über die Strompreise und die Einkaufspreise eines solchen Bleches, aber das alles zusammen würde den Preis von 35.-€ für ein Schild, dass in fünf Minuten beschriftet ist in keiner Weise rechtfertigen.

Sie sagt nun nichts mehr dazu und lässt sich von mir die EC-Karte geben. Ich zahle und währenddessen ist schon der nächste Kunde in den Laden eingetreten. Sie gibt mir die Schilder und einen Kassenbeleg und verabschiedet mich. Als ich hinausgehen will, stöhnt sie vernehmlich auf.

Ich drehe mich nochmals um und frage, ob die Mehrwertsteuer den schon im Preis inbegriffen sei. Sie sagt wieder ja und ich verabschiede mich nochmals freundlich.

Dann gehe ich zurück zum Straßenverkehrsamt und an den Schalter mit der rumänisch sprechenden Angestellten.

Dort gebe ich meine neuen Schilder ab und sage ihr, dass ich in dem Schilderladen aber unfreundlich bedient worden sei. Sie erklärt mir nun, dass die Läden nicht mit dem Straßenverkehrsamt zusammen hängen, sondern selbständig seien und dass die Schilder doch recht teuer seien. Ich bejahe. Die Dame fängt nun an die Plaketten auf das Schild zu kleben und ich sage, dass ich sowieso der Meinung sei, dass dies alles nicht notwendig sei. Man könne das Alles leicht über das Internet erledigen.

Sie erklärt mir, dass sie aber dann ihren Arbeitsplatz verlieren würde. Ich erwidere ihr, dass dies in diesem Kontext nicht maßgeblich sei und es sowieso schon viel zuviel Geld sei, was der Staat an Steuern verlange. Sie lächelt mich an. Ich sage: „Es sind schließlich über 50% die der Staat an Steuern vom Lohn abzieht. Sie mögen vielleicht jetzt denken, dass sie damit ihren eigenen Arbeitsplatz mitfinanzieren, aber dem ist nicht so. Es sind die Arbeitslosen und Geringverdiener, die ihren Arbeitsplatz bezahlen, wenn sie sich einen gebrauchten Wagen kaufen müssen der nur ein Jahr hält und dann wiederum eine Ummeldung  brauchen, wenn sie im nächsten Jahr einen anderen Wagen anmelden müssen.“ Sie grinst mich weiter an. Ich erkläre: „Da müssen sie mal nach oben gehen und sich dort beschweren. Was glauben sie, was man ihnen dann dort erzählt? Da verlieren sie aber ihr Lächeln!“ Sie grinst mich unentwegt weiter an und erwartet eigentlich nur noch dass ich gehe. Vermutlich hat sie überhaupt nicht mehr hingehört, sondern grinst aus ihrer Sphäre heraus.

Neben ihr stellt sich eine weitere Angestellte auf. Es ist eine dickliche Schwäbin mit rundem Gesicht und sie blickt mich mit offenem Mund an.

Ich verabschiede mich freundlich und fluche im Hinausgehen auf die CDU, die hier leider das Sagen hat und die in nach meinem Dafürhalten verantwortlich ist für die Abzocke der kleinen Leute.

Schließlich ist es die CDU, die den Glaubensgrundsatz auf ihre Fahnen geschrieben hat und sie Glauben den Reichen nur zu leicht, dass diese ihr Geld an die Ärmeren weitergeben. Die CDU trägt die Verantwortung,  wenn die Gelder nicht bei den Ärmeren Schichten ankommen und für die Nachlässigkeiten, wenn versäumt wird die Kanäle zu untersuchen, in denen das Geld versickert. Die CDU glaubt lieber daran, dass es alles besser wird, als dass sie tatsächlich eine Änderung herbeiführen.

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DEAKTIV

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Ansteuer Schaltung Quelle Copyright Tauka® 2005