Der Schriftsteller (Blogger) als Verteidiger der Moral

18.07.11

Die Sittenlehre ist ein Teil unserer Erziehung. Jede Familie lehrt ihre eigene Sitte. Nicht umsonst leitet sich das Wort Sitte auch von dem Stamm „situ“ ab, dem der Begriff Situation folgt. Der Brauch, dem eine Sippe nacheifert und dem sich Verhaltensweisen und Regeln des Zusammenlebens unterordnen, sowie die Schulung des Empfindens zu Recht und Unrecht ist mit dem Begriff Moral ausgedrückt.

Die Moral ist eine komplexe interne Struktur in einer Gemeinschaft und kann sich im Laufe der Zeit ändern. Sie wird durch die Vorschriften an jüngere Mitglieder der Gemeinschaft weitergegeben und oft kommt es gerade durch die Auflehnung der Jungen gegen die Alten zu Veränderungen in der Moral. Dabei können solche Konflikte dramatische Ausmaße annehmen und in regelrechten Revolutionen enden.

Weil moralische Vorstellungen sich im Laufe der Zeit verändern können, ist es schwer, sie in allgemeingültige Gesetzte zu fassen. Gesetze die heute und morgen gelten, weil sie schon in der Vergangenheit Geltung hatten, findet man nur in der Physik.

Also fließen fortwährend moralische Aspekte sehr stark in die Gesetze ein und finden in der Rechtsprechung ihren Ausdruck. Die Rechtsprechung kann nur das Recht anwenden, dass die Politik und die Politiker abgesegnet haben. Früher waren dies auch die Kirchen und heute bestehen immer noch starke Mitspracherechte, weil die Glaubensprediger und Sekten eine große Schar an Menschen mit gleichen moralischen Vorstellungen hinter sich vereinen können. 

Das mit derartigen Gesinnungen ein Streben nach Verbesserung innerhalb einer Gesellschaft verbunden sein soll, behaupten zumeist alle, die sich an die Spitze der Gruppierungen stellen. Es ist weitaus weniger bekannt, dass die Worte, welche derartige Übersetzer der Moral, welche die Sippe annehmen soll, meist gar nicht von den Sprechern stammen, sondern dass diese Wortgewaltigen sich der Sätze einiger Schriftsteller bedienen, welche abfällig auch als Moralisten bezeichnet werden, wenn sie die Moral hervorheben.

Moralist zu sein bedeutet nicht unbedingt, gängige Dogmen in verschiedenen Romanen zu verewigen, sondern es kann auch heißen, dass Können eines Schriftstellers festzustellen und herauszuschreien, der die Betonung auf eine Verhaltensweise legt und versucht diese darzustellen.

Der so angepriesene Schriftsteller ist zwangsläufig in der Situation, sein Werk zu verteidigen und die Aussagen, die sein Werk nachweislich liefern, als moralisches Produkt seiner Erfahrungen zu verstehen.

Erstaunlicher Weise finden sich aber immer mehr Schriftsteller im Internet, die einfach ihr Tagebuch schreiben und gar nicht bemerken, dass sie sich damit zu den Moralisten der heutigen Zeit machen. Zumindest aber liefern sie die Beweise zur Verteidigung der Prinzipien für die gesetzliche Ethik, also der Philosophie, die hinter der Gesinnung steckt, welche ein Volk sich verschreibt. Nicht, dass die Schreiber im Internet (Blogger) und Veröffentlicher von Tagebuchseiten als Individuum die Gesetze verändern könnten, aber dass sie in ihren Aussagen über Geschehnisse und die Häufigkeit mit der bestimmte Aussagen auftreten, sowie deren individuelle Analyse, einen Wert erzeugen, der auf gewünschte moralische Festschreibungen hindeutet, ist Fakt.

Schreibt ein Blogger über seine täglichen sexuellen Erfahrungen und seine Phantasien, die er dabei auslebt, so gibt er gleichzeitig ein Stück seiner Moral an andere weiter, die seine Zeilen lesen und interpretieren. Dieser, sich potenzierende Vorgang, kann später einen Einfluss in den Gesetzen finden, welche angewendet werden, wenn es zum Beispiel um ein „öffentliches Ärgernis“ geht.

Wenn sich niemand mehr darüber aufregt, ob jemand öffentlich beschreibt, wie das Individuum (Er oder Sie, oder beide) im täglichen Leben „fickt“ benötigen wir auch kein Gesetz, das sich dagegen wendet.

Selbstverständlich gilt dies auch für die Liebesbeziehungen, die beschrieben werden und auch für Zustände die in den Bereich des Drogenkonsums, oder der kriminellen Szene gehören.

Der Schriftsteller verteidigt mit seiner Beschreibung eine bestimmte moralische Aussage, wenn er die Guten gewinnen und die Bösen verlieren lässt.

Es ist aber leider nicht ganz so einfach, denn im realen Leben sind die Guten meist die Personen in der Gesellschaft mit Einfluss, Macht und Geld, und die Bösen sind die Armen, die nicht machen was die Guten wollen. Dies findet in den Beschreibungen der Blogger, welche den täglichen Lebensrhythmus aufschreiben, ihren Niederschlag.

Werden die täglich passierenden Abläufe als Grund zur Verteidigung einer gängigen Philosophie herangezogen, können kaum Veränderungen geschaffen werden. Die moralischen Aspekte werden nicht in Frage gestellt, weil der Beweis geliefert wird, dass es nichts bringt. Der Wunsch nach einem Rächer der Armen, einem „Robin Hood“ wird genährt und verstärkt sich. Erst mit der Personifizierung einer heroischen Figur erreicht der Blogger sein Ziel.

Die Moral eines alltäglichen Ablaufs wird mit der heroischen Darstellung verstärkt und kann dem Leser zugänglich gemacht werden. Dieses Vorgehen ist nicht neu und wird schon in der Bibel mit verschiedenen Personen praktiziert, bedeutet aber, dass der Blogger als Erzähler von tatsächlichen Ereignissen, von seinem eigentlichen Ansinnen, die Wirklichkeit möglichst wahrheitsgemäß darzustellen, abrücken muss und sich zunehmend in einem Netz von eigenen Hauptdarstellern verliert.

Der Schreiber, der sein Umfeld auseinander nimmt, läuft Gefahr, diesen Personenkreis zu zermetzeln und aufgrund seiner veröffentlichten Beschreibungen zu vereinsamen. Dies sollte jedem Blogger deutlich gemacht werden und darauf sollte hingewiesen werden. Der Schreiber sollte herausstellen, dass es ihm darum geht, den moralischen Wert eines Ablaufs oder Sachverhalts zu verdeutlichen. 

Für den Moralisten ist es als eine moralische Pflicht anzusehen, Helden zu kreieren und perfekte Geschichten niederzuschreiben, welche das tägliche Leben wiederspiegeln.

 

"Die Moral ist die Sitte der Sippe"

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Ansteuer Schaltung Quelle Copyright Tauka® 2005