Fußball WM 2011  - Zweiter Spieltag

17.11.13

Kanada gegen Frankreich und Deutschland gegen Nigeria, so lauten die Begegnungen des ersten Tages der zweiten Begegnungen. 

Die Französinnen, ebenso wie die Kanadierinnen wiesen sich als absolut robuste Spielernaturen aus, die wissen, wie ein Match strategisch laufen soll. Aber Kanada musste in diesem Spiel gewinnen, denn ihre Begegnung mit den deutschen Frauen hatte sie um drei Punkte gebracht. Große Taktierereien waren für die Mädels vom Kontinent des Weißkopf Seeadlers und des Ahornbaumes also nicht drinnen.

Ich war noch sehr erregt über die Verlautbarungen seitens unserer Redaktion. Konnten die nicht irgend etwas anderes aufgreifen. Meinetwegen Blattkröten, die ihren Nachwuchs auf dem Rücken tragen und dabei einwachsen lassen, oder die Weise, wie ein Känguru seinen Nachwuchs praktischerweise in einer Tasche mitträgt und sich dann auf Frauen beziehen, die das so ähnlich machen.

Hatte es etwas mit dem Bahnhofsbau in Stuttgart zu tun, weswegen Burgunder Train sich auf die Erweiterungen von Höhlen und Tunnels als Thema eingelassen hatte, oder las er gerade ein Buch von Charles Bukowski?

Ich wusste von Burgunder, dass er eine schwere Kindheit gehabt hat. Seine Eltern waren arm und wohnten in der Nähe der Slums am Dreckberg. Er hatte sich hinaufgearbeitet zum Blogger und war bei uns untergekommen. Dann wählte ihn der Club zum Vertreter des Dreckbergs. Die redaktionelle Leitung wechselte pro Quartal und der Dreckberg Club war gerade dran. Doch nur noch heute. Morgen musste schon wieder ein anderer Club die Leitung übernehmen. Dies würde eine schwere Stabsübernahme bedeuten.

Ich erwartete den Einmarsch der Spielerinnen am Bildschirm eines Frankfurter Cafe`s, denn die beiden Spiele des Tages waren auf den Abend verlegt und so konnte ich nicht bei beiden vor Ort sein.

Es wurde eine aggressiv eingeleitete Schlacht und in den ersten Minuten schienen die Französinnen den Schneid für sich zu gewinnen. Die Amerikanerinnen hatten zudem eine leicht verletzte Mitspielerin. Sie trug eine Maske, um die, aus dem vorigen Spiel angebrochene, Nase zu schützen. Ich fand sie sieht damit aus wie eine Heldin des amerikanischen Superwoman Genres. 

Dann aber ein ganz schlechtes Abspiel einer Französin und ich vermutete schon, damit hätten sie sich bereits beim Publikum lächerlich gemacht. Das konnten die Französinnen nicht auf sich sitzen lassen. Sie trabten weiter auf das Tor der Kanadierinnen und tatsächlich, nach einem Abpraller, der sich auf den Kopf von Gaetane Thiney senkte, war der Ball drinnen.

Ein schwerer Dämpfer für die Kanadierinnen, die jetzt Mühe hatten, das Spiel zu bestimmen.  

Ein klasse Eckball der Französinnen führte kurz vor Halbzeit noch einmal zu einer brandgefährlichen Situation und noch war alles offen.

Plötzlich kam eine schlanke Frau in das Cafè, suchte mit zusammengekniffenen Augen die Gäste ab. Sie erblickte mich und schritt schnell auf meinen Tisch zu. "Hallo!" grüßte sie und setze sich, als wären wir verabredet. Ich sah sie erstaunt an. 

"Ich muss mit Ihnen über Burgunder Train sprechen!" sagte sie und bestellte sich einen Cappuccino. "Worum geht es denn?" - ich wurde neugierig.

"Mein Name ist Frau Doktor Whrigleys und ich habe mit Burgunder zusammen gearbeitet. Ich bin Psychologin und kann mir denken, dass sie sich bereits einige Fragen gestellt haben. Nun, ich will es ihnen kurz und schmerzlos erklären. Burgunder hat sich psychisch völlig verfahren. Er hat mich beauftragt, sie aufzusuchen, nachdem er gestern bei mir in der Sprechstunde war. 

Es ist sein Verhältnis zu seinen Eltern gewesen, was ihn in diese Ecke gleiten ließ!", sprach sie und blickte dabei kurz auf das Geschehen am Bildschirm.

Sie setzte erneut an: "Burgunder hatte im Kindesalter an seinen Vater die Frage gestellt, ob man auch zwei Frauen haben könne? Da sich die Eltern nicht sehr stark mit der richtigen Erziehung von Kindern auseinandergesetzt hatten, gab der Vater ihm sofort und ohne weitere Auskunft eine Ohrfeige. Dann sagte er zu dem kleinen Burgunder:  ... "

Tor, Tor jubelten die Gäste plötzlich und Frankreich hatte den zweiten Treffer eingelocht. Na, das wird aber eine schmerzhafte Niederlage, dachte ich bei mir.

"... ah, ja. Also der Vater sagte dem Jungen: Mach dr oine Muschi an jedes Boi, na hascht du zwoi!, womit er ausdrücken wollte, dass Burgunder sich, wenn er älter geworden war, eine Frau nehmen und mit ihr ein Kind zeugen soll.

Als Burgunder darauf verzweifelt seine Mutter fragte, reagierte die ähnlich und schimpfte mit dem kleinen Jungen, gab ihm sogar einen Tritt. 

Weil Burgunder sich nun nicht erklären konnte, wie man zwei Muschis am Bein haben kann, hat er sich später, während seiner Pubertät, sehr ausführlich mit der Frage befasst und kam auf die Idee mit der traumatischen Insemination."

Tor Tor, jubelten die Gäste wieder. Die Französinnen waren nicht mehr zu stoppen.

"Sein Verdacht, dass dahinter auch Ärzte und Chirurgen stehen könnten, die diese verquollenen Auswüchse finanziell für sich nutzbar machen wollen ist selbstverständlich völlig unbegründet!" 

"Selbstverständlich!" sagte ich erleichtert und wir sahen den Rest der so schmählich für die Kanadierinnen verlaufende zweiten Halbzeit.

Auch auf dem Rasen mussten die Ärzte auflaufen. Die Kanadierin mit der Maske hatte den Ball ungebremst ins Gesicht bekommen und war sofort umgefallen.

Die Französinnen nutzten die Situation der letzten Minuten, in der die Kanadierinnen zu Zehnt aufspielten, und setzen das 4:0, während der Sprecher erklärte, die verletzte Kanadierin habe ein, nun blau angelaufenes, Auge, wie eine Boxerin.

Ich verabschiedete mich freundlich entschuldigend von Frau Doktor Whrigleys und begab mich sofort ins Stadion zum Auftritt der deutschen Frauen gegen die Nigerianerinnen.

Eine Stimmung, wie sonst bei den Herren im WM Turnier. Das Stadion von Frankfurt war proppenvoll. Ich fand meinen Platz und unter dem Johlen, den Tröten und den Schlachtenrufen beobachtete ich, wie die deutschen Mädels die Fußballteufel beschworen. Sie erkämpften sich spritzige Slalomläufe durch die Nigerianerinnen, stellten sich sehr gut auf und waren zunächst nur durch ein Abseits, das eigentlich keines war, vom ersten Tor abzuhalten.

Aber auch Nadine Angerer hatte hin und wieder im Tor zu tun und sie machte ihre Sache gut. Nach einer Phase des konstanten Drucks gegen Nigeria, spielten die Deutschen eine Weile nur mit zehn Frauen, was den Nigerianerinnen wiederum zu einem Torschuss verhalf. Die Aktion endete wieder, und einmal mehr, in den Händen der Torhüterin.

Und obwohl die dunkelhäutigen Frauen aus dem Nigerdelta den Ball nur wenig und dann auch nur für eine kurze Dauer, in ihren Reihen halten konnten, gelang es nicht das Leder durch sie hindurch ins Netz zu befördern.

Babett Peter wurde an der Eckfahne unangenehm gefoult. Ein Tritt gegen das Knie, der nicht geahndet wurde, empörte die Zuschauer.

Ein leicht verhaltenes Spiel der Damen in Schwarz-Weiß, wegen der sprengenden Härte der Nigerianerinnen, die bereits ein Opfer forderte, denn Melanie Behringer wurde ins Krankenhaus gefahren, machte den Deutschen zu schaffen.

Zur Pause blieb es bei einem 0:0.

Nach einem weiteren Gemetzel, mit gelber Karte für eine Nigerianerin, einer Auswechslung auf deutscher Seite und plötzlich mehrfachen Krachern im Strafraum der nigerianischen Damenschaft, war es Simone Laudehr, die endlich den erlösenden Treffer landete. "Jetzt geht`s los, jetzt geht`s lohos!" skandierte die Zuschauermenge und ich zufrieden Mittendrinnen. 

Die Nigerianerinnen hatten in der folgenden Zeit keine wirkliche Chance. Es waren unsere Mädels, welche sich durchsetzen konnten. Einzig das, schon brutal anmutende Vorgehen einiger Nigerianerinnen, hinderte die Deutschen daran, das Spiel zügig zu gestalten und mit mehr Toren zu besiegeln.

Gestraft von einer zu nachsichtigen Schiedsrichterin war das Match gewonnen.

In meinem Hotelzimmer erinnerte ich mich wieder an Burgunder Train: "Sich etwas oder jemanden ans Bein binden." - ich kannte diese Redensart. Man verwendete sie, wenn sich eine Sache als nicht mehr, oder nur sehr schwer, rückgängig zu machen herausstellte. Die Redensart zu verwenden, wenn man einen Partner sucht, sollte wohl bedeuten, diesen für immer behalten zu müssen. Dazu die Einstellung, keinen weiteren Lebenspartner haben zu dürfen, konnte nur bedeuten mit dem Partner, den man sich "ans Bein gebunden hatte" ein Kind zu zeugen. Davon träumte er also. Burgunders Erziehung war schon etwas seltsam gelaufen, dachte ich und schlief darüber ein.

Am nächsten Morgen rief ich in der Redaktion an und hatte eine freudig berührte Elfetè am Apparat:

"Stell dir vor, Mann, sie haben mich zur redaktionellen Leiterin bestimmt. Ich habe auch gleich alles in die Wege geleitet."

"Das ist ja eine erfreuliche Nachricht. Aber weswegen ich anrufe: Warum hat Burgunder denn seine Psychologin aufgesucht?"

"Na hör mal. Das habe ich ihm empfohlen. Ich habe mit ihm diskutiert und gefragt, wie es denn wohl aussehe, wenn ich mir mehrere Zugänge zu meiner Gebärmutter nebeneinander in den Bauch schlitzen lassen würde. Ich sähe dann doch aus wie ein Bartenwal und wenn ich schwanger würde, käme sich das Kind vor, wie im Knast. Es hat ihn psychisch so umgehauen, dass er sich bereit erklärte, unsere Psychologin aufzusuchen."

"Ähh - ja. Frau Whrigleys war bei mir und hat mir alles erklärt. Was willst du denn nun als erstes machen?"

"Ich dachte, wir stellen erst mal ein paar Spiegel in der Redaktion auf ..."

"Elfetè, du weißt, dass du dann Gefahr läufst, wieder die Sucht zu entwickeln, dich vor jedem Spiegel auszuziehen!"

"Ja, wir haben auch darüber abgestimmt und leider wurde dieser Vorschlag abgelehnt. Vielleicht wenn ich ihn beim nächsten mal auf die Tagesordnung setzen lasse. Nun, ich dachte wir könnten eine Marketingaktion starten. Wir hatten doch mal den Sponsor-Ring. Wenn wir jetzt Ringe mit einem kleinen Spiegel anschaffen könnten, dann könnte jeder der einen trägt, hineinschauen und würde bestimmt etwas abgeben."

"Ich bin mir nicht sicher Elfetè, ob das gut geht. Ich melde mich wieder. Ciao."

Genervt ging ich unter die Dusche. Dann fuhr ich mit dem Zug zur nächsten Begegnung nach Leverkusen, wo die Japanerinnen darauf warteten, den Mexikanerinnen zu zeigen, was sie können und umgekehrt.

Die Japanerinnen glänzten mit gezielten Pässen und es war nicht verwunderlich, dass sie schnell die Führung übernahmen. Aber sie hatten mehr drauf. In kurzer Zeit fielen, nach schön herausgespielten Zügen und gewonnenen Zweikämpfen, insgesamt vier Tore für die Japanerinnen, wovon aber nur drei gewertet wurden, weil eines davon ungerechtfertigter Weise als Abseits galt.

Nach dem Seitenwechsel ergab sich eine unterschiedliche Verteilung. Mal hatten die Japanerinnen die Glanzpunkte gesetzt, mal die Mexikanerinnen. Doch die Mexikanerinnen haben nicht einen Treffer landen können. Statt dessen klappte es bei den Japanerinnen, die eine sehr gute Kondition erkennen ließen, kurz vor Schluss noch einmal. 

4:0 trennten sich die Teams.

Ich spurtete zum Spiel Neuseeland gegen England in Dresden, bei dem Neuseeland zumindest unentschieden abschneiden musste, um nicht auszuscheiden. Dann hatten sie gegen die Mexikanerinnen, die heute so schwach gespielt hatten, eine Chance. Es war also interessant zu beobachten, wie sich die Kiwis verhalten würden. 

Sie griffen an, wollten das Ding sicher einfahren und hatten Erfolg. Schon in den ersten zwanzig Minuten trichterten sie ein.

In einer saubereren und fair gespielten ersten Hälfte bewiesen die Spielerinnen, dass sie die Kontrahentin aus England im Ablauf stören und bremsen konnten. Sie hielten das 1:0.

Ein Anruf von Husten Lohnsich erreichte mich:

"Hallo Steffen, ich hatte dir doch erzählt, dass ich eine neue Freundin habe. Du wirst nicht glauben, was ich dir sage: Sie will sofort ein Kind von mir."

"Ja, warum das denn?"

"Genau das habe ich sie auch gefragt. Sie antwortete, dies sei doch eine schöne Zeit mit Kindern, besonders in den ersten Monaten. Man steht auf, der automatische Milchkocher geht an. Man gibt dem Kind zu essen, legt sich wieder hin, kuschelt noch ein wenig und kann bequem weiterschlafen."

"Ein wenig mehr sollte sie sich schon bemühen!"

"Ich soll also auf Distanz gehen?"

"Das ... habe ich nicht gesagt. Du ... ich muss aufpassen .. die Mädchen spielen gerade wieder ganz großartigen Fußball ... ich melde mich bei dir!" flüchtete ich mich aus der Unterhaltung.

Was hätte ich ihm denn raten sollen? Die Umweltprognosen sind schlecht. Es stehen uns dramatische Veränderungen bevor. Keiner weiß, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse sein werden, wenn die Ressourcen ausgehen und die Menschheit weiter wächst. Vielleicht, dass sie nochmals üben sollten, bevor sie richtig anfangen, oder er es gar ganz sein lassen soll?

Die Engländerinnen stürmten vor und  Schwupp die Wupp stand es 1:1

Während ich noch überlegte, was ich seiner neuen Freundin nun verklickern sollte, hoben die Engländerinnen den Ball unter die Latte zum 2:1 und so verabschiedeten sie sich.

Prompt erhielt ich erneut einen Anruf. Eine, mir unbekannte Frauenstimme sagte: "Sag mal, willst du, dass er mich mit einem Skalpell aufschneidet? Hast du zu viele Alien-Filme gesehen, oder willst du das Blut tatsächlich spritzen sehen, wenn man mir den Körper massakriert?", dann ein Geräusch, als wenn der Hörer geworfen wird und am Apparat war Husten der leise flüsterte:

"Entschuldigung Steffen. Sie denkt du seiest Burgunder. Ich dachte, es wäre sicherer ihr zu erzählen, dass du diese Ideen gehabt hast."

"Ja, danke auch!" mehr konnte ich nicht sagen, da war schon das Tuten der geschlossenen Leitung zu vernehmen.

Ich schrieb ihm eine SMS, er möge ihr wohlwollend erklären, dass in solch einem Fall die Verantwortung bei der gesamten Redaktion läge und da gehöre Husten nun einmal dazu und so möge sie sich bei einer Beschwerde bitte an die Redaktion wenden.

Es dauerte eine Weile und ich bekam als Antwort: "Ich soll dir sagen, sie kann nicht antworten, weil sie nicht schreiben kann."

Ich schrieb: "Ach, ist sie Legasthenikerin?" und nach einer weiteren Minute:

"Nein, sie ist Arbeitslos, kommt aus Japan und kann Deutsch nur sprechen. Sie ist sehr niedlich und heißt Schneu-Zen."

Mir fiel die Kinnlade runter. Husten und Schneu-Zen. Da hatte sich doch ein Paar gefunden. Wie mochten Sie bloß ihre Kinder nennen, wenn sie bald welche haben wollten. Hepatitis A, B und C Lohnsich?

Ich fragte ihn, warum sie denn Arbeitslos sei.

Husten antwortete, sie habe in Japan im Atomkraftwerk Fukushima gearbeitet, sei nach dem Unglück nach Deutschland gekommen. Hier würde man in den Kraftwerken aber viel höhere Standards haben und zudem herrsche Einstellungsstopp.

Ich aß zu Abend und begab mich auf mein Zimmer.

Auf dem Platz sah ich am nächsten Tag ein abwechslungsreiches Spiel zwischen den Nordkoreanerinnen und den Schwedinnen. Das Tor, welches die Schwedinnen in das Viertelfinale bringen sollte und den Nordkoreanerinnen das Aus, fiel in der zweiten Hälfte. Für die Nordkoreanerinnen blieb in dieser WM nur noch das "Freundschaftsspiel" gegen Kolumbien, die am Abend in Sinsheim vor der entscheidenden Vorstellung gegen die USA standen.

Mit einer durchdachten Strategie glänzten die Amerikanerinnen. Sie spielten Pressing und es gelang ihnen, den Kolumbianerinnen den Faden aus der Hand zu nehmen, dabei den entscheidenden Abschluss gleich drei Mal zu verwirklichen. Und es waren wirklich sehenswerte Tore. Sie ziehen nun mit den Schwedinnen ins Viertelfinale ein und brauchen in dem nächsten Match lediglich die Rangfolge zu klären. 

In meinem Hotelzimmer nahm ich mir ein elektronisches Buch vor. Ich wollte versuchen, etwas Abstand zu gewinnen. Nach den ersten paar Seiten las ich den Satz: 

"Und sorge dich nicht mehr. Wenn es auch falsch ist, eine schöne Frau zu heiraten, so wirst du doch satt von ihr werden und ruhig, sobald sie dir einen Sohn gebiert"! *1 

Vielleicht waren dies die richtigen Worte, die ich Husten und Schneu-Zen sagen sollte. Das Buch hatte ich schließlich von Noricum ausgeliehen und der war in solchen Sachen bewanderter als ich. Ich wollte ihn darauf ansprechen.

Ich legte das Buch zur Seite, drehte mich um und schlief ein.

 

Das erste Sonntagsspiel fand in Nordrhein-Westfalen statt. In Bochum standen sich Äquatorial-Guinea und Australien gegenüber. Die Australierinnen begannen stark und schon nach den ersten acht Minuten hatten sie das Leder ins Tor bugsiert.

Überraschender Weise wurde ein Handspiel im Strafraum nicht geahndet, bei dem eine Äquatorial-Guineanerin, im Glauben das Spiel sei unterbrochen, den Ball einen Moment lang in beiden Händen fest hielt, darauf aber wieder fallen ließ. Kurz darauf schlenzte eine der hübschen Dunkelhäutigen, es war Genoveva Añonman, den Ball in das Tor der Australierinnen. Mit diesem Ergebnis ging es in die Halbzeit. 

Gleich in den ersten fünf Minuten versenkten die Australierinnen und sie konnten ihren Vorsprung ausbauen, denn weitere fünf Minuten später stand es bereits 3:1.

Aber in der Verteidigung zeigten sich die Schwächen der Australierinnen, als Genoveva Añonman den Ball einer Abwehrspielerin abnahm und den bisherigen Torestand auf 3:2 verkürzte. Kurz vor dem Schlusspfiff verschoss Äquatorial-Guinea, dicht am Tor vorbei, die Möglichkeit auf das Viertelfinale.

Das zweite Sonntagsspiel bestand aus der Begegnung Brasilien gegen Norwegen. Brasilien, ein Attraktor dieser Weltmeisterschaft gegen ein Team der germanisch nordischen Wikingerfrauen, was jede fußballbegeisterte Walküre parteiisch werden lassen musste. Doch das wird traditionell schwer, Brasilianerinnen, die kaum vom Ball zu trennen sind, in die Enge zu treiben.

Sowohl Brasilien als auch Norwegen hatten bereits ein Spiel gewonnen und lagen damit in der Tabelle gleichauf. Würde ein Unentschieden ausgespielt, käme dies also beiden Damenschaften zugute und auch das wäre keine Enttäuschung für das Publikum im sehr gut besetzten Wolfsburger Stadion.

Ich hätte mein Handy nicht mitnehmen sollen, denn während ich völlig vertieft in das Geschehen auf dem Rasen eintauchte, erhielt ich schon wieder einen Anruf von Husten, der mir ganz aufgeregt erzählte: "Ich war gestern mit Schneu-Zen in der Redaktion. Sie hat mit Elfetè alleine gesprochen und die hat Schneu-Zen gleich in die Redaktion mit aufgenommen. Dann hat Elfetè deinen Bericht auf den FSK Index gesetzt und Schneu-Zen und ich sind überraschend nach Frankreich zu einer Bekannten gefahren, die auch in einem Atomkraftwerk arbeitet. Angeblich sollte Schneu-Zen für Elfetè einen Einkauf erledigen. Schneu-Zen und ihre französische Freundin sind spazieren gegangen. Als wir bald darauf nach Hause fuhren hörten wir, dass in dem Kernkraftwerk, in dem die Kollegin arbeitet, ein Brand ausgebrochen sein soll."

Ich sagte ihm, dass ich mit Elfetè sprechen werde und sie sich keine Sorgen machen sollen, das mit dem Atomkraftwerk käme bestimmt wieder in Ordnung. 

Warum bleiben die zwei auch nicht zuhause und schauen vom Fernseher aus Fußball, dachte ich und ärgerte mich über Elfè, die ihnen wahrscheinlich auch noch dazu geraten hatte, nach Frankreich zu fahren.

In diesem Augenblick stürmte Marta nach vorne und erzielte ein Tor für Brasilien.

In der Halbzeitpause meldete ich mich bei Elfetè Körbper:

"Hallo, hier Steffen Windschatten. Ich möchte dich jetzt mal darauf hinweisen, dass Frauenfußball zur Zeit das Wichtigste in der Welt ist. Bitte vergiss das nicht, wenn du jetzt die redaktionelle Leitung hast!"

"Ja, schon, aber wir müssen uns doch auch um die anderen aktuellen Geschehnisse kümmern."

"Was macht denn Burgunder?"

"Ach, der ist ganz vergnügt, er sitzt am Fenster in der Ecke mit einer kleinen Fahne, schreibt  am Computer hinter dem Grünzeug und summt das schöne Lied von der Wanze." sie schien das Telefon in seine Richtung zu halten, denn ich hörte ein leises Brummen: "Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne` kleine Wanze ..." 

"Hörst du?"

"Ja, und bitte kümmere dich um ihn. Er muss doch ziemlich enttäuscht sein, wenn du die Ambitionen, die er während seiner Leitung voranbrachte einfach so vom Tisch fegst."

"Aber er ist nicht unzufrieden."

"Wir sprechen noch darüber. Gib ihn mir doch mal bitte!"

Nach einem kurzen Moment war Burgunder am Apparat.

"Hallo, hat Elfè schon einen Spiegel aufgestellt?"

"Nein, bis jetzt hält sie sich an unsere Abstimmung, aber ich habe sie vorhin in der Damentoilette erwischt, wie sie oben Ohne vor dem Spiegel stand."

"Bitte achte darauf, dass auch dieser Spiegel entfernt, oder zugeklebt  wird. Du weißt, sie hat Schwierigkeiten sich selbst in Klamotten zu sehen. Sie ist eine Frau und wie die meisten Frauen meint sie, sie käme mit einer Marotte bei uns besser durch. Wir müssen schon etwas auf sie acht geben."

"Gut!" antwortete er knapp und legte auf.

Ich wendete mich wieder meinem Bericht zu.

Das Spiel hatte begonnen und prompt stürmte Rosana nach vorne und gegen drei Norwegerinnen erzielte sie das 2:0. Kurz darauf, nach einem schweren Fehler der norwegischen Torhüterin, das 3:0 durch Marta.

In einer rasanten Begegnung gewannen die Brasilianerinnen und nun müssen die Norwegerinnen gegen Australien einen harten Entscheidungskampf führen. Das Publikum hat sich übrigens applaudierend auf die Seite der so eindrucksvoll aufspielenden Südamerikanerinnen gestellt. 

 

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Sportwind

Autor:

Steffen Windschatten Quelle Copyright Tauka® 2010