Nur Sterne

17.11.13

„Aller Anfang ist schwer.“ – dachte ich bei mir und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich wollte mich dieser Sache verschreiben, soviel war klar, aber ich hatte Bedenken über die Auswirkungen. Was war, wenn mich der Ansatz, den ich nun verfolgen wollte, in einen Abgrund stürzt. Ich werde sehr vorsichtig sein müssen.

Worum es geht? Die Frage: „Ob der Bau einer Anlage zur Kommunikation mit fernen, fremden Welten möglich ist!“

Nicht das ich mir die Sache leicht machte. Ich hatte mich in der Fachliteratur gründlich eingelesen. Mark Brandis, ein angesehener Professor auf diesem Gebiet schrieb umfangreiche Abhandlungen und Isaac Assimov, ein Studienfreund wollte mir dabei helfen.

Ich war fasziniert von dem Gedanken, Systeme zu erschaffen, die einen ersten Kontakt ermöglichen.

Wenn wir uns vor Augen führen, dass die weiten des Weltalls so viele Sterne enthalten, wie es Sandkörner auf der Erde geben mag, dann kann es nicht möglich sein, dass unser Planet der einzige ist, der sich mit Leben angefüllt hat. Es kann nicht nur dieser eine Lottotreffer sein. Es muss mehrere geben, mit anderen Zahlen, mit anderen Lösungen, aber sie sind dort draußen.

Ich las mir nochmals die Forschungsberichte über die Quantenkryptografie durch. Es schien mir möglich, dass wir den ersten Schritt bereits gemacht hatten, ohne das wir es bemerkt haben. Irgendwo zwischen den Errungenschaften heutiger Technik hat sich etwas verborgen, was der Schlüssel ist zu dem ersten Gespräch mit den Wesen einer fremden Heimat. Einer Welt, die wir niemals erreichen werden, die so geheimnisvoll ist, wie Ihnen die unsere erscheinen mag, die, zu entdecken; den Mut aufzubringen bedeutet, den Christoph Kolumbus hatte.

Ich fühlte mich übrigens, genau wie der italienische Entdecker in spanischen Diensten, zunächst etwas im Stich gelassen, von der hiesigen Obrigkeit. Es würde einiges an Überzeugungskraft kosten, finanzkräftige Mitstreiter zu finden, die an einer Reise durch die Straßen der Galaxis interessiert waren, zumal diese nicht real möglich sein würde, sondern nur virtuell.

Woher sollte ich also die Mittel nehmen. Ich würde Programme benötigen und die waren teuer. Software und Hardware, Speicherplatz und Datenbanken. Mir stand nicht viel davon zur Verfügung.

SETI, das Projekt, welches in den 60er Jahren gestartet worden war, stellte zu wenige Mittel zur Verfügung. Die Forscher dort hatten selber mit Geldproblemen zu kämpfen. Aber bei SETI ging man auch einen anderen Weg, denn dort versuchte man Botschaften ins All zu senden und Nachrichten von dort zu empfangen.

Meine Annahme war, dass die Botschaften bereits angekommen waren. Die Empfänger waren vorhanden, nur man hatte sie noch nicht entdeckt. Vielleicht waren sie sogar Teil unseres Genetischen Codes und damit Teil unserer Empfindungen und Gedanken, oder sie waren auf irgendeiner Platine dieser Welt aufkristallisiert und hatten sich im Internet zu einem Programm entwickelt, oder gar einer eigenen Lebensform, die wir bisher nicht wahrgenommen haben. Vielleicht suchte die „Botschaft“ bereits mit uns zu kommunizieren und wir denken in unseren Chats immer noch, es handele sich um Menschen am anderen Ende der Leitung.

Meine Gedanken waren so phantastisch, dass ich bislang nicht wagte, sie öffentlich auszusprechen. Ich musste zunächst versuchen, die Fakten im Auge zu behalten und einige grundsätzliche Fragen zu klären und legte dazu einen Stichpunktezettel an:

 

Fragen:

 

1.            Wie wird ein Bild im Speicher aufgeladen und wie wird es gesendet?

2.            Welche Möglichkeiten gibt es, um eine Art „Virus“ in den Speicher einzuspeisen?

3.            Gab es in der Vergangenheit ungewöhnliche Ereignisse, die mit der Theorie des Vorhandenseins einer fremden Botschaft erklärt werden könnten

Mit einigen Übungen zur Konzentration dachte ich über die Fragen nach, die sich mir stellten. Diese ersten Ergebnisse schrieb ich auf, zeichnete einige Skizzen und erarbeitete eine keine Datenbank mit Antworten und Lösungen.

Ich begann mit meinen Nachforschungen und stellte fest, dass ein günstiges Programm auf dem Markt war, mit welchem sich die Platinen erstellen ließen, welche ich für meine Zwecke benötige – Eagle.

(Eagle ist eine leicht zu installierende Plattform für Entwickler von Platinen und Schaltkreisen, die es kostenlos bei CadSoft gibt.)

Ich hatte ein finanzielles Problem weniger.

Nun benötigte ich Informationen über die Speichermedien. Google konnte helfen, aber auch eine englische CD, die ich erworben hatte lieferte einige Erkenntnisse.

Nächtelang war ich damit beschäftigt, die Informationen auszuwerten und eine Datenbank anzulegen. Ich trank zuviel Kaffee und bald musste ich einen Arzt aufsuchen, der ein beginnendes Geschwür feststellte. Darauf versichtete ich auf den Kaffe und machte mich weiter an die Arbeit. Nach einigen Wochen begann mein Elan jedoch nachzulassen. Ich blickte immer sehnsüchtiger nach der Kaffeetasse und begann mich zu fragen warum dies so sein mochte. Auch bemerkte ich, wie ich öfter Läden aufsuchte, die Geschirr verkauften. Besonders die Gedecke mit den großen braunen Tassen von Ruska erweckten mein Interesse. Hatte der Kaffee einen solch starken Reiz auf meinen Organismus, dass ich mich deswegen von meinem Vorhaben abbringen lassen konnte und schlimmer, dass ich sogar die Utensilien hypnotisch anstarrte, welche sonst den Kaffee beinhalteten?

Ich suchte nach einer Erklärung. Schließlich begann ich zu verstehen, dass dieses braune Gesöff bereits meinen ganzen Körper durchsetzt hatte und die Zellen nun den fehlenden Nachschub bemerkten. Die Verbindungen in meinem Gehirn, welche meine Gefühle und meine Ideen steuerten, suchten nach dem Stoff, ohne dass ich es bewusst wahrgenommen hatte. Ja, sie ließen sogar Bilder von Kaffeeplantagen in meinem Kopf entstehen, oder Situationen bevorzugt planen, die mit dem Genuß von Kaffee und Kuchen zu tuen hatten und dann machte sich in meiner Nase der Geruch von einer frischen Tasse Kaffe breit, ohne, dass irgendwo auch nur eine einzige Kaffeemaschine lief.

Ich war überrascht.

Hatte ich hier eine mögliche Form der Gedankenbeeinflussung entdeckt. War es möglich, dass dieses Suchtverhalten über ferne Grenzen hinweg, zu  einer Art Kommunikation genutzt werden könnte?

Ich suchte nun nach etwas, was in unserer Umwelt lange Zeit existierte und begann nachzulassen. Etwas, das in uns das Verlangen auslösen könnte, danach zu suchen.

Ich fand nach einigem Überlegen heraus, dass es die „Funkstille“ war die dem Menschen abhanden gekommen war.

Wir haben seit Urzeiten in der Natur mit Geräuschen gelebt, die uns durch die Luft zugetragen wurden. Wir haben die Geräusche nachgemacht, Signale verstärkt, geordnet und gebündelt. Dann übertragen wir sie von einem Sender zu einem Empfänger. Überall wo wir uns aufhalten, werden Funksignale abgegeben und übertragen. Wir können uns nicht dagegen wehren und wir bemerken sie nicht einmal. Aber es wäre möglich, dass wir damit unbewusst begonnen haben nach etwas zu suchen. Etwas was unsere Fantasie lenkt, in eine Richtung zwingt, die uns Verhaltensweisen annehmen lässt, ohne das andere sich darüber wundern, denn sie leben mit eben demselben Wunsch. Wir würden unsere Suche solange nicht aufgeben, bis wir verstehen würden, was uns dazu bringt die verlorene „Funkstille“ zu suchen.

Was würde denn übrig bleiben, wenn wir unsere Funksignale abschalten. Plötzlich verstand ich: „Es wären die Sterne.“ Die Sterne selber würden wieder ihre Signale senden. Ungeordnet, schwach und wirr, aber die Signale wären noch vorhanden. Und wir sollen danach suchen. Dies ist unsere Bestimmung. Wir sollen die Signale suchen und interpretieren, damit wir die Stille in uns selber wiederfinden. Und die einzige Möglichkeit der Kommunikation mit außeririscher Existenz wäre die Telepathie. Eine bereits vorhandene Anlage im Menschen, die nicht bewiesen und nicht genug ausgebildet ist, um sie zu fachgerechter Anwendung zu bringen.

Aufgrund dieser Schlussfolgerungen begann ich ein Gerät zu bauen, welches den größten zusammenhängenden Organismus der Erde, den Hallimasch, einen Pilz, mit einer Platine verband. Es bereitete mir einige Mühe, die Verbindung aufzubauen, aber schließlich gelang der Durchbruch und ich war in der Lage telepathische Signale aus dem Pilzgewebe abzugreifen und in Bilder umzusetzen und sie zeigten fremde Planetensysteme, gespeichert durch einzelne übertragene Signale über tausende von Jahren hinweg in seinem Geflecht.

Die ungeordneten und holografischen Signale aus dem Weltraum hatten das feine Gespinst dazu gezwungen, bestimmte Muster anzunehmen. Diese ermöglichten die Berechnung und Bestimmung von Planeten und Sternen und in den Signalen verborgen war der Hinweis auf intelligentes extraterrestrisches Leben, die selber sendeten und sich auf dem Hallimasch niedergeschlagen hatten.

 

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endschatten

Autor:

Sternchen Deuter

Quelle

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