Europameisterschaft Viertelfinale 2012

17.11.13

Am Morgen hatte ich schon wieder zwei der lästigen Headhunter auf meinem Handy. Sie hatten doch alles: meinen Lebenslauf, meine Bewerbung und meine Website, auf der ich das Wesentliche zu meiner Person nochmals zusammengefasst hatte. Genug Informationen um loszulegen und mir Bescheid zu geben, wenn eine Stelle offen war. Statt dessen wollten die nochmals ein Bewerbungsgespräch führen und dann sollte ich noch ihren Personalerfassungsbogen ausfüllen, oder meinen Lebenslauf auf ihrer Datenbank einpflegen. Damit hielten sie mich von meiner Arbeit ab und der Erfolg war nicht gewiss und ich wollte doch einen attraktiven, sicheren Arbeitsplatz, wofür ein Personalverantwortlicher seinem Berufsbild entsprechend eigentlich zuständig sein sollte. Das Gegenteil war der Fall. Sie verunsicherten alles und jeden, der sich an sie wendete.

Ich dachte an mein Gespräch mit Sternchen. So etwas konnte sich nur eine Frau ausdenken: "Sich durch die Äußerung seiner Emotionen nicht in eine Ecke drängen lassen!" 

Was Sternchen Deuter mir da angetragen hatte, versetzte mich in einen Zustand des chronischen Ärgers und das konnte meiner Ansicht nach nur krank machen.

Es mag Menschen geben, die das konnten, Politiker vielleicht, die kantig und unbeweglich, Kälte verbreiten, keine Emotionen zeigten und wenn, dann nur genau kalkuliert. Menschen die von Berufs wegen Emotionen scheuen mussten. Aber als Blogger unserer Redaktion musste ich doch meine Gefühle zum Ausdruck bringen und schreiben, wonach mir gerade war! 

Steffi Stern mochte mit der Lump kooperieren, vielleicht war es auch ganz angenehm, mit den Mädchen der Lump zusammen zu sein und irgendwelche Cocktails zu schlürfen, doch wenn da falsch gespielt wurde, Interessen im Vordergrund standen, die unehrlich, erniedrigend und gemein waren, dann musste man doch reagieren.

Das Viertelfinale hatte mit seiner ersten Begegnung Tschechien gegen Portugal keinen unerwarteten Ausgang. Die Tschechen mühten sich redlich, konnten aber den portugiesischen Einzug ins Halbfinale nicht gefährden. Mit 1:0 gewannen die Portugiesen das Spiel.

Trotz des gewonnnen Matches von Jun Ky`s Lieblingsmannschaft verfiel ich nach diesem Spiel in eine tiefe psychische Depression. Ich wollte mit niemanden mehr sprechen. Selbst Jun Ky konnte mich nicht aufmuntern. Ich fuhr nach Hause und dachte über mich nach.

Der Grund für meine Probleme lag in meinen Erfahrungen, die ich gemacht hatte, bevor ich zur Redaktion kam. Ich hatte Menschen kennen gelernt, die andere ausnutzen wie eine Spinne, die genüsslich ein Opfer aussaugt, wenn es in ihrem Netz hängt. Dann gab es eine Zeit, in der ich mich eben von diesen Menschen vereinnahmen ließ und genauso sein wollte wie sie. Ich fing an meinen Bekanntenkreis, besonders die jungen Mädchen, auszusaugen und machte ihnen Angebote, die sie ruinieren mussten. Ich selber hatte nicht einmal viel davon. Ein Bruchteil von dem, was die Abzocker einsteckten, für die ich arbeitete, blieb bei mir. Durch diese Tätigkeiten entsagte sich mir mein Bekanntenkreis und ich verlor meine Freunde. 

In meiner Verzweiflung wandte ich mich wieder an meine Mutter, aber die besprach sich mit meiner Schwester und beide lachten nur höhnisch über mich. So musste ich mich weiter alleine durchschlagen und dies war tatsächlich mit einigen Schlägen verbunden. Ich hatte Kämpfe mitgemacht und Krankenhausaufenthalte mit gebrochener Nase oder Unterarm waren die Folge. 

Nach einem solchen Ereignis kam ich in eine Therapie. Dort lernte ich Jun Ky kennen und der brachte mich an die Redaktion. Dies war meine Insel der Hoffnung geworden. Nun arbeitete ich schon lange hier und wollte mich absichern, wenn tatsächlich kein Geld mehr fließen sollte. 

Die Arbeitsvermittler traten an mich heran, wie diese Typen, für die ich früher gearbeitet hatte und verhielten sich gerade so, wie die Abzocker. Hinzu kamen die unbestätigten Erzählungen von Jun Ky über die Aktivitäten der Lump, die mich beunruhigt hatten. Alles erinnerte mich an jene Zeit als ich auf der Strasse lag und mit zertretenem Gesicht in den Rinnstein blutete.

Mir kam in Erinnerung, dass Jun Ky gesagt hatte, ich solle seinen Arzt fragen, wenn ich Fragen oder Probleme haben sollte. Ich sollte Dr. Adrian nach dem Viertelfinalspiel Deutschland gegen Griechenland einen Besuch abstatten, dachte ich bei mir. 

Die Deutschen hatten das Spielgeschehen fest im Griff. Sie stürmten vor und erzielten schon in der vierten Minute das erste Tor, weil die Schiedsrichter ein Abseits entdeckt haben wollten, wurde der Treffer aber nicht anerkannt. Die erste Halbzeit dominierte die deutsche Mannschaft das Spiel. Wenn sie gewannen, würden sie mit diesem Spiel den Weltrekord eines 15. Pflichtsieges in Folge holen. Es sah alles danach aus. Sie schossen ein ums andere Mal auf das Tor der Griechen, bis das erste Tor in der 39. Minute fiel.  

Auch in der zweiten Halbzeit waren die Deutschen die treibende Maschine auf dem Feld. Aber in der 55. Minute kamen die Griechen mit einem schellen Angriff, der im deutschen Tor landete. Der Ausgleich sollte nicht lange vorhalten. Sechs Minuten später brachte Khedira den Ball rein und weitere sieben Minuten später vergrößerte sich der Abstand durch einen Kopfballtreffer von Klose auf 3:1. Die Griechen kamen in der 89. Minute noch einmal heran, aber als eine Handabwehr in der Schlussminute zu einem Elfmeter für Deutschland führte war entgültig alles entschieden. Mit einem braven 4:2 Ergebnis stehen die Deutschen als zweite Mannschaft im Halbfinale dieser EM und halten nun einen neuen Weltrekord.

 

Dr. Adrian hatte sofort für mich Zeit und ich gestand ihm meine Existenzängste. Ich erzählte ihm, was Jun Ky angeblich gesehen hatte und er sagte, dass er davon bereits gehört habe. Dann hörte er sich meine Sorgen an, die ich mit den Personalvermittlern hatte. Er diagnostizierte, dass ich mich unter großem Stress befand und fragte mich, ob ich mit einer Beruhigungsspritze einverstanden sei. Ich schloss die Augen, während er mir die Injektion in den Arm gab. Danach erzählte er mir, was er auch schon Jun Ky mitgeteilt hatte. Es sei, so sagte er, die Sache jedes Einzelnen, auf sich und seinen Lebenswandel aufzupassen. Ich war überrascht und fragte ihn, was er denn den Frauen raten würde, die sich einfangen ließen und sich zum Erhalt ihres hohen Geldverbrauchs prostituierten. Er würde ihnen davon abraten diese Arbeit weiter zu verfolgen, meinte er. 

Dr. Adrian kam wieder auf meine Probleme mit den Personalern zu sprechen. Er sagte, dass ich meine früheren Erlebnisse auf die Menschen projeziere, die mir vermutlich helfen wollten und ihnen ohne Grund unaufrichtige Absichten unterstelle. Ich solle versuchen ihnen auch dann freundlich und aufgeschlossen zu begegnen, wenn sie mir auf die Nerven gingen, denn die meisten Personalvermittler würden ihre Arbeit verstehen und mich gut unterbringen wollen, wenn ich ihnen nicht entgegen, also kontraproduktiv arbeite. Ich sollte Vertrauen haben.

Dies waren so schöne Worte und sie klangen so positiv. Alles war plötzlich klar und ohne Fußangeln. Man musste bloß frohlockend mitmachen. Der Doktor kam mir vor, wie ein Engel in seinem weißen Kittel. Er riet mir, mit Jun Ky über die neue Sachlage zu sprechen.

Ich ging ins Büro und freudestrahlend erzählte ich Jun Ky von meinem Besuch bei Dr. Adrian. Auch er fand inzwischen alles Bestens. Seine Zweifel an dem Praktiken von Frau Lump waren zerstreut und auch meine Vorbehalte waren ausgeräumt. Wir bestärkten uns gegenseitig in unserer problemlosen Welt und ich fand den Sieg der Spanier über die Franzosen überragend. Meisterlich wie die das gemacht hatten. Die Franzosen an die Wand gespielt, mit einem Ballgefühl und einer ständigen Ballbeherrschung bis in die letzte Minute. Das  2:0 mit dem sie in das Halbfinale einzogen war hoch verdient.

Auch am nächsten Tag hielt meine Hochstimmung an und als einer der Vermittler anrief, machte ich sofort einen Termin für ein Gespräch nach der EM aus. Ich erklärte ihm gleich, worauf ich in meiner Tätigkeit wert legte und wie ich alles in unserem Büro zum Besten regelte. Er war beeindruckt.

Das Spiel England gegen Italien war eines der spannendsten dieser Europameisterschaft. Beide Mannschaften ließen es nicht an Torchancen mangeln. Mit spielerischen Tricks und Fallrückziehern waren die Schüsse auf das Tor gespickt. Erst in der zweiten Halbzeit merkte man etwas Ermüdung in dem bislang mit hohem Tempo gespielten Match. Doch wollte der Ball nicht rein in eines der Eckigen. Die Verlängerung musste ran. Aber auch hier fielen die Tore gleichermaßen verteilt nicht, obwohl es ein rasantes Schießen auf beiden Seiten war. Mit 0:0 fand die Entscheidung im Elfmeterschießen statt und darin waren die Engländer traditionell schwächer, was sich schließlich bestätigte. 4:2 für Italien trennte die " Squadra Azzurra" die Engländer aus der Meisterschaft. Sie werden nun in der Halbfinalbegegnung auf die deutsche Mannschaft treffen.

 

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Sportwind

Autor:

Burgunder Train Quelle

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Steffen Kaphahn