Fußball WM 2011  - Erster Spieltag

17.11.13

Es ist endlich wieder soweit. In Deutschland tut sich was. Eine Weltmeisterschaft.

Unsere Frauen laden ein zu einer Meisterschaft in unserem schönen Märchenland. Die Eröffnung in Frankfurt fand bereits große Beachtung. Viele Firmen haben sich als Sponsoren und Finanziers geoutet. Aus unserer intimsten Quelle erfuhren wir, dass auch "Human Blow Job Worldwide", eine der größten Arbeitgeber in unserer wundervollen Damenwelt, mit von der Partie ist.

"Human Blow Job" befasst sich mit der Forschung in genbiologischer Façon. Das Unternehmen hat die These aufgestellt, nach der die biologischen Lebewesen nicht nur durch Geburt und Sterben abtreten, bzw. antreten, sondern das es eine weitere Möglichkeit geben muss - die Metamorphose. So sollen sich aus Mücken, die in den Hals eines Probanten stechen, Eier in der Wunde entwickeln. Aus den Gestochenen entwickeln sich dann kleine Milben, die schlüpfen und den Probanten wiederum piesacken. Haben die Milben genug Blut abgezapft, verpuppen sie sich und es werden daraus zum Beispiel Schmetterlinge. Erste langwierige Beobachtungen sollen sogar den Übergang vom Insekt zum Säugetier belegt haben, aber noch ist alles streng geheim. Die Forschungsergebnisse sind zudem nicht nachvollziehbar, da "Human Blow Job" keine andere Firma ran lässt.

Wenden wir uns also den gesponserten und vermutlich aus eierlegenden Wollmilchsäuen entwickelten Sportlerinnen zu, die uns übrigens allesamt auch von ihrem Äußeren so gut gefallen, das wir sie als attraktiv genug einschätzen, neben unseren Reportern im  (ähh - gleichen) Bett zu verschwinden. Natürlich nur wenn sie wollen.

In einem famosen Auftaktspiel traten Nigeria und Frankreich in Sinsheim an. Nigerias Trainerin hatte ihre Spielerinnen zunächst nach dem Kriterium ausgesucht, ob sie lesbisch sind, oder nicht. Lesbische Frauen wurden von der nigerianischen Damenschaft ausgeschlossen. Das nenne ich mal konsequent. Bloß nicht auch noch den Spaß zulassen. Voll konzentriert ins Spiel, ohne die eigenen Damen, oder gar die Gegnerischen scheel anzuschauen. 

Leider konnten sie dennoch das Tor der Französinnen nicht verhindern. Die, in Blau spielenden, Französinnen hatten übrigens ein Ass im Ärmel. In Frankreich ist der Hauptsitz einer hundertprozentigen Tochterfirma von "Human Blow Job International", die "Human Oral Play Systems International" kurz HOPSI, kümmert sich darum, welche Systeme zum Aufbau der Versuche bei "H. Blow Job" zur Anwendung kommen. 

Wir, also die derzeitige Leitung der Tauka Redaktion, so wusste ich, sind der Frage nicht weiter nachgegangen, wie viel Geld HOPSI in den Trainingsbedarf der französischen Damenschaft hineingesteckt hat. Wegen der eminenten Verwechslungsgefahr mit Spielzeugen, möchte HOPSI keine Stellung nehmen. 

Bravorös spielten die deutschen Mädchen auf. Sie sind schließlich favorisiert in diesem Match das Endspiel zu erreichen. Trotzdem erwiesen sich die Kanadierinnen als ernst zu nehmende Gegnerinnen und erst in der zweiten Halbzeit zeichnete sich die Überlegenheit der Deutschen ab, die es deutlich öfter und länger schafften, den Druck aufrecht zu erhalten.

Ich hatte während des Spiels in Berlin Gelegenheit mit einem Banker zu sprechen und konnte einige Fragen bezüglich des französischen Unternehmens HOPSI an ihn richten. Seiner Meinung nach können selbst die Französinnen nur dann Gelder in die französische Damenschaft hineinstecken, wenn damit der Return on Investment (ROI) erreicht und nicht gefährdet wird. Erst mit der Erreichung des ROI-Punktes können die Damen also unbefangen auftreten, denn sonst geschehe Ähnliches, wie es sich derzeit in Griechenland abzeichne: Gleich wie viel man hineinstecke, das Ziel wird nicht erreicht.

Das Spiel der Deutschen lässt vermuten, das die Damen den ROI-Punkt mindestens einmal erreicht haben müssen. Sie gewannen ihr Auftaktspiel mit einem guten 2:1.

Am zweiten Tag standen sich Japan und Neuseeland in Bochum gegenüber. Ich hatte das Glück neben einem Kollegen aus Japan zu sitzen und befragte ihn, ob auch in Japan eine Firma bekannt sei, die sich mit der Metamorphose befasse. Er verwies sogleich auf ein kleines Unternehmen mit dem klingenden Namen Chopsui. Seit dem Tsunami würde man zusammen mit den Chilenen, die den Japanern ein Angebot gemacht hatten, auf diesem Gebiet forschen. Gemeinsame Anstrengungen in der nuklearen Strahlungsforschung hätten zu dem Joint Venture geführt. Es klickte sofort, denn die namentliche Ähnlichkeit zu HOPSI war unverkennbar, man brauchte nur das C von Chile davor setzen.

Zu den Hintergründen war ihm lediglich bekannt, man habe die eingeschlechtliche Vermehrung untersucht. Als ich erstaunt fragte, wie ihm ein kleineres Unternehmen wie Chopsui sofort in den Sinn käme, antwortete er, Chopsui unterstütze die japanische Damenschaft finanziell, jedoch nur in den Zeiten, in denen man eine Pay-Off-Peroide erkennen könne. Damit würden sich die Damen schneller dem ROI-Punkt annähern können, da sie die Dauer für verschiedene Einflussfaktoren errechnen können, bis der Punkt erreicht sei und somit das wirtschaftliche Wachstum sichern helfen.

Die Japanerinnen erzielten das erste Tor und während wir noch plauderten schnellten die Neuseeländerinnen nach vorne und erzielten den Ausgleich. 

Die zweite Halbzeit konnten die Japanerinnen wiederum für sich entscheiden und so ging das Spiel mit einem 2:1 aus.

Im zweiten Spiel des Tages begegneten sich England und Mexiko, ein wirkliches Drama. Ich war im Flugzeug auf eine Britin getroffen, als ich die Spielstätte in Wolfsburg anflog. In einem unbefangenen Gespräch erfuhr ich, dass die Britinnen sehr stolz auf ihre Damenschaft seien, da sie eigentlich den britischen Urgeist von Herrscherinnen über den ganzen Globus verkörpern. Tjaja, den Ball als Globus hatten wir schon öfter bei Weltmeisterschaften. Wir tauschten unsere Handynummern aus und ich gab ihr den Link zu meinem vorläufigen Bericht.

Ich erreichte das Spiel gerade noch und sah ein gewandtes englisches Team aufspielen. Aber auch die Mexikanerinnen glänzten mit manchem Angriff. 

Plötzlich summte mein Handy in der Hosentasche und ich hatte die Britin am Apparat. Sie erzählte mir, sie sei der festen Überzeugung, viele islamischen Frauen würden aus genau diesem Grund, einer Art Metamorphose nämlich, in eine Ganzkörperverhüllung gezwungen. 

Die islamischen Frauen sollten von niemanden betrachtet, oder gar angefasst werden, da die Männer davon überzeugt seien, die Mädchen könnten bereits von einer Berührung schwanger werden. Wahrscheinlich glaubten sie, die Gene desjenigen, der die Damen berührt hatte, ließen sich im Körper weitertragen. Die Engländerinnen schossen wie auf Befehl ein Tor. Ich hörte die Britin am Telefon aufjubeln. Sie sprach weiter und erzählte, sie hatte islamische Länder bereist und aus den Gesprächen mit den Männern dort wisse sie, dass einigen Männern erklärt worden war, Frauen könnten mitunter sogar dann ein Kind aus seiner Liebe empfangen, wenn man die Frau sehr liebe und nicht berühre. Ja, im Gegenteil, man müsse ganz auf sie verzichten und sie nicht einmal belästigen, oder ansprechen. Wenn sie die Liebe erwidern würde, bekäme sie auch so ein Kind von ihrem Geliebten.

Ich überdachte diesen romantischen Gedanken und er führte mich zu dem Schluss, die islamischen Männer, die Frauen in einen Harem nahmen, verkauften den Frauen, die sich bereits in einen anderen Mann verliebet hatten und so entzweiten Liebenden, diese Geschichte. Die Frauen kamen unter besagte Tücher und niemand konnte erkennen, ob sie sich wohl fühlten, oder nicht. Wurden sie schwanger, konnte das liebende, aber dauerhaft und gezwungenermaßen getrennte, Paar denken was es wollte, der Haremsbeherrscher hatte seinen Nachwuchs eingepflanzt.

Aber wer weiß, vielleicht gab es doch die andere Version - die Metamorphose, wenn die Frauen in Ruhe gelassen werden und von der Sache überzeugt sind?

Die Engländerinnen versuchten das Spiel zu beruhigen, aber die rassigen Mexikanerinnen ließen nicht locker und erzielten das 1:1. 

Ich begab mich in der Pause in die journalistische Bloggerecke. Dort unterhielt ich mich mit einem Mexikaner, der mit der Nationalmannschaft angereist war; war er doch ein Verwandter einer der Spielerinnen. Ich erzählte ihm von meinen Begegnungen und er bestätigte meine Resultate. Auch in den mexikanischen Anden gab es ein Unternehmen in einem Industriepark, in der Nähe von großen Sattelitenempfangsanlagen, welches sich mit der genetischen Veränderung zu völlig anderen Lebewesen beschäftigte.

In Mexiko wird der Vermutung nachgegangen, das Auftreten des Lebens auf der Erde habe einen außerirdischen Ursprung. Daher würde von dem Unternehmen nach außen die Philosophie vertreten, man könne Lebensformen entdecken, die sich auch im Weltall ohne Raumschiffe aufhalten, also die Erde verlassen können. Diese seien aber sehr schwer zu finden und die Metamorphose, auf die man hoffe, sei bislang nicht eingetreten. Die Ergebnisse der Radioteleskopie gingen auch mit in die Arbeiten ein und die Unternehmen hätten ohne Zweifel einen hohen Stellenwert in der mexikanischen Entwicklung. 

Ich nahm einen Feldstecher und betrachte die Mädchen genauer. Ihre Attraktivität und ihr Spiel übten wirklich einen Reiz aus, der in einer fernen Galaxie ihren Ursprung haben konnte.  

Das Unternehmen hieße übrigens "Hornopsi" und sprach das "H" dabei nicht aus, während die zweite Halbzeit einen wirklich spannenden Verlauf nahm, obwohl weder die Mexikanerinnen, noch die Britinnen das Leder ins Tor brachten.

 

Der dritte Tag der Weltmeisterschaft begann mit einem Frühstück im Hotel. Ich bekam eine Einladung an den Frühstückstisch und während ich mein Ei aufklopfte, blickte ich auf die Zeilen. Ich sollte mich heute zwischen die Frauen der kolumbianischen und schwedischen Bloggerszene setzen, das wäre bestimmt interessant für mich, stand da geschrieben. Da ich nicht wusste, von wem die Einladung kam, konnte ich mich nicht bedanken, aber es war eine Platznummer angegeben. Ich fuhr zum Spiel in Leverkusen und setze mich zwischen die Damen.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass man mich nun anspricht, oder mir verheißungsvolle Blicke zuwirft, aber weder von links, noch von rechts nahm man Notiz von mir. Also zückte ich meinen Laptop und begann das Spiel zu analysieren.

Die Kolumbianerinnen hatten bei diesem heißen Wetter sicher einen besseren Start. Diese Temperaturen waren die jungen, braungebrannten Frauen aus Südamerika eher gewöhnt, als die hellhäutigen und teils blonden Schwedinnen.

Nach einigen Mitnuten sprach ich eine Kolumbianerin an, ob sie mir ein Unternehmen nennen könne, welches die Mannschaft unterstützt und die mit sich mit Metamorphosen beschäftige. "No sè!" bekam ich zur Antwort und wusste nicht, ob sie mich nicht verstanden hatte, oder ob sie keine solche Firma kannte. Ich wand mich hilfesuchend zu den schwedischen Kolleginnen, die mich jedoch nur kalt und ernst anblickten. 

Kurz darauf bekam ich einen Schokoladenpudding mit Vanillesoße an meinen Platz gebracht. Obenauf ein kleines kandiertes Insekt und einen Zettel dazu, bitte keine weiteren Nachforschungen anzustellen.

Es schien Ernst zu werden.

Auf dem Rasen hatten die Schwedinnen die Kolumbianerinnen einigermaßen im Griff. Das Spiel verlor sich zumeist im Mittelfeld. Nur wenige Stöße drangen zum Torraum vor. Zur Halbzeit stand es noch unentschieden. 

Ich hatte inzwischen den Pudding gelöffelt und wirklich gut gelaunt verfolgte ich die zweite Halbzeit, die gleich mit einem spannenden Vorstoß der Schwedinnen aufmachte. Die kolumbianische Torhüterin stand viel zu weit vor dem Tor und die Schwedin hätte eigentlich keine Mühe gehabt den Ball in das leere Tor zu zwirbeln. Aber der Ball rutschte ihr vom Spann und rollte, dicht am Pfosten, am Tor vorbei.

Ich lachte unbewusst laut auf und wurde von den Kolleginnen böse angeschaut. Ich fand die Situation aber wirklich lustig und als ich die Gesichter der Bloggerinnen sah, musste ich noch mehr lachen. Es war als ob ich mich selber von weit weg sähe und die Damen aus einem Slapstick Film mit Madonna entsprungen seien. So rutschte ich vom Stuhl und klopfte zu Füßen der Damen kichernd und glucksend auf den Boden. Ein Rauschen in meinen Ohren machte sich bemerkbar und ich war nicht mehr in der Lage mich zu kontrollieren.

Unter Tränen kletterte ich wieder auf den Sitzplatz und erhaschte das unwirkliche Geschehen, das sich schräg unter mir abspielte.  Weit, weit entfernt schoss eine Kolumbianerin den Ball über den Platz und ich sah ihn schon direkt auf mich zufliegen. Ich breitete die Arme aus, um ihn zu fangen, aber der Ball senkte sich und fiel auf den Platz. Eine Schwedin übernahm ihn, lief damit zum Tor der Kolumbianerin, die eigentlich gar nicht da waren, dachte ich bei mir, und schlenzte ihn ins Tor.

Die Schwedin neben mir sprang hoch, küsste ihre Freundin und bevor ich eigentlich erkannte was los war, bekam auch ich einen Kuss und dann, als sie sich wieder umdrehte, ihren Hintern ins Gesicht. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, die nächsten Minuten zu überstehen. Mein Herz klopfte wie wild und ich sah, sich bewegende Wellen im Rasen, wo keine waren. "Wie können die bloß auf Wasserbetten Fußball spielen?" wollte ich jetzt unbedingt wissen.

Ich versuchte mich zu konzentrieren und gebannt blickte ich auf die, sich in meinen Augen anmutig über den welligen Rasen bewegenden, jungen Frauen. Sie schienen manchmal geradezu zu tänzeln und zeitlupenartig über den Wogen abzuheben. Die Südamerikanerinnen gaben ihr Bestes, um den Ausgleich zu erreichen, doch die Schwedinnen hielten stand. Klasse, wie die das machen. Ich war sicher, dies war das beste Spiel, welches ich jemals gesehen hatte.

Eine La Olã rollte auf unsere Plätze zu und prompt hatte ich auch den Hintern der Kolumbianerin im Gesicht. Ich sah nur verdutzt auf und erhob mich, während sich alle um mich herum bereits wieder setzten. 

Ich bemerkte es kaum. Das Spiel nahm mich in seinen Bann und die trockene Luft, die Geräusche, die Gerüche, alles erschien mir unglaublich intensiv, während ich in der sitzenden Menge stehen blieb. 

Irgendwas zupfte von hinten an meinem T-Shirt und überzeugt davon, ein großes Insekt habe sich auf mir niedergelassen, drehte ich mich Angsterfüllt um. Aber es war nur das kleine Mädchen, das hinter mir saß und dem Spiel nicht mehr folgen konnte. Ich setzte mich brav wieder hin.

Eine Chance tat sich noch kurz vor Schluss für die Kolumbianerinnen auf, doch der Ball flog dicht über das Tor, dann war das Spiel, für mich, plötzlich und unerwartet aus.

Ich begab mich zurück in mein Hotel und schlief auf dem Bett ein.

Kurz vor Beginn des zweiten Spieles wachte ich wieder auf, es war aber zu spät. Den Flieger hatte ich verpasst und ich konnte das Spiel nur vom Fernseher aus betrachten. Ich schaltete ein und brach bei den Nationalhymnen in Tränen aus. Ich verfiel in einer stark depressiven Stimmung. War es doch das Spiel der Spielerinnen aus den USA und Nordkorea in Dresden, an dem ich nun nicht vor Ort dabei sein konnte. Wie konnte man mir so etwas nur antun. Ich war immer noch nicht ganz klar im Kopf und mir wurde nur undeutlich bewusst, dass man mir irgend eine Droge gegeben haben musste. An den Pudding konnte ich mich bereits nicht mehr erinnern.

Die Nase schnüffend sah ich auf den Bildschirm. Ich legte mich aufs Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, nachdem ich mir die Tränen mit dem Ärmel aus den Augen gewischt hatte. Der Sprecher zählte die Namen der Spielerinnen auf. Die ewige Tabelle der Weltmeisterschaften der Frauen wies die Amerikanerinnen bis vor 2011 als führend aus, so wusste ich. Würden die Koreanerinnen diesem starken Gegner etwas entgegenzusetzen haben?

Und tatsächlich waren die Koreanerinnen in der Lage den Amerikanerinnen ihr Spiel aufzuzwingen. Eine tolle Leistung meinte auch der Sprecher kurz vor der Halbzeit. Ich erhielt eine SMS auf meinem Handy. Man teilte mir von der Redaktion mit, dass vor diesem Spiel eine Abmachung getroffen worden sein soll: HOPSI wird an die Koreanerinnen verkauft werden, wenn sie das Spiel gewinnen. Momentan erreichte mich diese Meldung aber nicht wirklich. Ich las die Mail, wie wenn ich eine Aufforderung vom Finanzamt zur Abgabe meiner Steuerberechnung erhalten hätte, legte die Hand mit dem Handy auf dem Bett ab und schlief wieder ein. 

Ein schlimmer Alptraum stellte sich ein. Eine Mücke kam in mein Hotelzimmer geflogen, stach mich und legte in der Wunde Eier ab. Daraus entwickelten sich kleine Wanzen die begannen das komplette Bett zu bevölkern und mich am ganzen Körper zu pieksen. Ich sah aus, wie ein Streuselkuchen. 

Plötzlich vernahm ich einen Torruf und der Sprecher gab bekannt, dass die Amerikanerinnen 1:0 führten. Im Nebenzimmer musste auch jemand Fußball schauen, denn von dort schien der Ruf gekommen zu sein.

Ich stellte den Fernseher lauter und sah mir den Rest der zweiten Halbzeit an. Die Amerikanerinnen griffen wieder an und erzielten ein weiteres Tor. Ein letzter Netztreffer der Amerikanerinnen wurde aberkannt, aber sie hatten das Spiel mit einem klaren 2:0 gewonnen.

 

Am nächsten Morgen begab ich mich zum Frühstückstisch. Auf dem Gang begegnete ich einem Mann, der aus dem Nachbarzimmer gekommen war und einen Vollbart trug. Es war ein ausufernder Rauschebart und ich hatte den Eindruck der Kerl war um die Augen geschminkt. Als ich, an ihm vorbei, zum Fahrstuhl ging, sagte er mit seltsam heller Stimme: "Es iss wirklich schlimm - die Frauen und das Ungeziefer. Überall verbreiten Frauen Ungeziefer!" und klopfte sich ab.

Ich entgegnete ihm, ich wisse nicht wovon er spreche und fuhr nach unten. Im Speiseraum las ich in einem E-Pad, welches ich mir entgegen meiner Gewohnheiten geben lies, dass der nordkoreanische Trainer bemerkt hatte, fünf seiner Spielerinnen seien vor den Weltmeisterschaften vom Blitz getroffen worden. Da sich die Damen von diesem Zwischenfall noch nicht erholt hätten, sei die Niederlage erklärbar.

Der Rauschebartträger kam in den Speisesaal und setze sich. Er beobachtete mich, aß aber nichts zum Frühstück, sondern trank nur Kaffee. 

Im Wissenschaftsteil der Site stand ein Bericht über Wanzen, den ich aufmerksam las. Männliche Wanzen, so erfuhr ich, können in die Weiblichen an irgend einer Stelle ihres Körpers mit einem Kopulationsorgan eindringen und ihren Samen übertragen. Der Samen wandert innerhalb des Weibchens in die Fortpflanzungsorgane. Dies wird als "traumatische Insemination" bezeichnet.

In meinem Kopf arbeitete es wieder. Ich stellte eine Verbindung zu den Aussagen des nordkoreanischen Trainers her. Traumatische Insemination nach Blitzschlag. Konnte es sein, dass die Nordkoreaner in der Sache forschten und gar Versuche anstellten?

Mir fiel ein, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Sollte ich meine Redaktion davon informieren, dass ich nicht, wie vorgesehen, bei dem Spiel gewesen bin, oder sollte ich die Sache verschweigen.

Ich aß mein Frühstück und begab mich wieder auf mein Zimmer, ohne eine Lösung gefunden zu haben. Der Bärtige sauste wortlos mit mir im Fahrstuhl nach oben. Dann bestellte ich mir einen Mietwagen und fuhr zum nächsten Spiel nach Augsburg.

Unverhofft traf ich auf Husten Lohnsich, der bereits auf dem Sitz neben mir platz genommen hatte. Ich freute mich unglaublich, da ich nicht mehr sicher war, der Sache gewachsen zu sein. 

Die Damenschaften von Norwegen und Äquatorial-Guinea liefen ein und ich erzählte Husten von meinen Erlebnissen und meine Erzählung wurde nur von wenigen spannenden Situationen auf dem Spielfeld unterbrochen. Die Geschehnisse, die den Pudding berührten, ließ ich jedoch weg. Bis zum Ende der ersten Halbzeit war ich an der Stelle meines Berichts angekommen, wo ich auf den Bärtigen vor meinem Hotelzimmer getroffen war. Da fiel Husten ein: "Du, das war Elfetè Körbper, die sich verkleidet hat. Sie wollte dich auf die neuen Erkenntnisse vorbereiten, die von der Redaktion an dich weitergegeben werden sollen, wusste aber bestimmt nicht wie sie es dir sagen soll und hat es "von Mann zu Mann" versucht.

Deswegen bin ich überhaupt hier. - Es soll eine Reihe von Schönheitschirurgen geben, die sich damit beschäftigen, die Zugänge zu menschlichen Fortpflanzungsorganen zu verlegen. Die Organisation dieser Schönheitsklempner ist weltweit verteilt. Anscheinend muss man als Frau dort bloß die Stelle nennen, in die der Ehegatte mit seinem Geschlechtsorgan eindringen möchte. Der Arzt macht dann alles Weitere. In einer Operation werden der Frau Öffnungen und Kanäle bis zur Gebärmutter gelegt." mir entfuhr ein "Pfu deibel!"

"Ja- ..." sagte Husten, "... wir waren auch entsetzt und Elfetè wollte dich mit ihrer Anmache irgendwie auf diese schockierenden Zusammenhänge aufmerksam machen. Schließlich gibt es bei den Wanzen ein ähnliches ...." "Ich habe es bereits gelesen!" unterbrach ich ihn und dachte bei mir: "Ich muss mal ein scharfes Wort mit Elfetè reden." 

Zur Halbzeit blieb es bei einem torlosen Unentschieden.

Zu Beginn der zweiten Spielhälfte drangen die Norwegerinnen nach einem Einwurf in den Strafraum der Äquatorial-Guineanerinnen ein, erzielten aber das Tor nicht.  

"Können die das nicht sein lassen, wir haben doch sowieso schon ein weltweites Problem mit der Überbevölkerung!"  schrie ich gegen die aufstöhnende Menge an.

Das Spiel hatte eine ganze Zeit keine überzeugenden Höhepunkte mehr zu bieten, also rief ich Elfetè an: 

"Hallo Elfè, du musst nicht glauben, dass ich zu dem Typ Männer gehöre, die solche Eingriffe an Frauen befürworten!"

"Wieso, das hat doch Vorteile, besonders im Alter. Da hat man dem Mann doch noch die eine oder andere zusätzliche Körperfalte zu bieten. Sonst steigen die doch auf Jüngere um!" antwortete sie provozierend.

"Du bist wohl jetzt auf alle Männer sauer, wie?"

"Naja, wenn das Schule macht! - Ich finde es schon ungeheuerlich, dass wir das Thema überhaupt aufgreifen. Du weißt es gibt immer Welche, die dann erst anfangen, das irgendwie toll zu finden. Gerade habe ich mit einer Muslimin telefoniert und  ..."

In diesem Moment schossen die Norwegerinnen ein Tor und ich konnte nicht verstehen, was sie mir sagte.

"Ich bin dagegen, aber ich vermute es steckt mehr dahinter. Das haben meine Nachforschungen ergeben. Deswegen bleibe ich dran. Wer leitet eigentlich zur Zeit die Redaktion?" fragte ich.

"Burgunder Train. Du musst selber wissen was du tust, wenn du weitermachen willst! Ciao!"

Das Spiel war aus und ich begab mich mit Husten zu den Parkplätzen. Er sagte mir noch, seine Freundin habe gestern bereits gefragt, welche Stelle er an ihrem Körper besonders mag. Er habe gar nicht darauf antworten können, vor dem Hintergrund der Besprechungen in der Redaktion. Darauf sei sie ihm sogar böse geworden, weil er ihr angeblich keine konkrete Antwort geben wollte.

Ich verabschiedete mich und fuhr zum Flughafen, um meine nächste Station, Mönchengladbach, wie geplant anzufliegen.

Die Australierinnen trafen mit den Brasilianerinnen zusammen. Ein Spiel, das ausgereifte Spielzüge und taktisches Denken versprach. So war es dann auch, als ich im Stadion saß. Die Damen lieferten klare Spielzüge und tiefe Pässe in den Raum hinein. Sie umschlossen die Gegnerin von den Flanken. In der ersten Zeit waren zwar einige Fehlpässe zu verzeichnen, doch ich dachte an die Aufregung, welche die Frauen in sich aufgestaut haben mussten. Weltmeisterschaften in einem völlig fremden Land und mit einer Aufmerksamkeit, die sie vielleicht in dieser Weise in ihrem eigenen Land noch nie erfahren haben mochten. Jede Bewegung wird bemerkt, jeder Hüftschwung diskutiert und dies nicht nur auf dem Spielfeld.

Es war nicht verwunderlich, wenn sich die Entfernungen und die Wucht des abzugebenden Stoßes noch nicht in Einklang bringen ließen.

Die Australierinnen fanden sich zuerst. Sie brachten die Pässe vor das Tor, dribbelten die Brasilianerinnen aus und hatten gute Möglichkeiten. Aber in der ersten Halbzeit fiel das Tor noch nicht.

Zehn Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit kam es vor dem Tor der Australierinnen zu einer ungeklärten Situation. Ein hoher Ball einer Brasilianerin, eine sogenannte Kerze, fiel zurück in den Strafraum und die Brasilianerin Rosana nahm ihn völlig frei an und brachte ihn im Tor unter.

Die Australierinnen starteten ihre Angriffe und machten die Sache gut, konnten aber die Zweikämpfe nicht gewinnen und so kam es, dass die Brasilianerinnen den Druck auf die Mädchen von Down Under noch verstärken konnten. 

Natürlich ergaben sich aus dieser Konstellation Chancen zu Kontern und eine Viertelstunde vor Schluss hatten die Australierinnen noch einmal eine gute Möglichkeit, den Ausgleich fest zu machen. Die Schlussphase war auf beiden Seiten geprägt von schnellen Vorstößen und Riesenchancen. Doch auch in der spannenden Verlängerungszeit kam es nicht mehr zur Änderung des ersehnten Ergebnisses von 1:0 für Brasilien.

 

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Sportwind

Autor:

Steffen Windschatten Quelle Copyright Tauka® 2010